Seid ihr schon mal allein verreist? Ohne Partner, Eltern, Geschwister, Freunde? Man hat, denk ich, immer so eine gewisse Hemmschwelle allein zu fahren. Man denkt, man langweilt sich, ist einsam und sieht sich allein im Restaurant Wein trinken oder traurig im Zimmer sitzen, während draußen das Leben läuft. Dabei kann es bereichernd sein, allein zu fahren. Nicht nur, weil man es manchmal muss. 2006 war das erste Jahr in meinem Leben, als ich mal wirklich im Sommer Urlaub hatte. Das gabs sonst nie und ich war mega aufgeregt. Allerdings wollte niemand mit nach Dresden. Ich hatte alle gefragt. Dabei hatte ich es mir doch so doll gewünscht. Die Frauenkirche, das grüne Gewölbe, die schöne Altstadt, das Elbsandsteingebirge in der Nähe- so viel Kultur und Natur beisammen. Ich musste dahin. Ich war allerdings auch etwas angefressen, denn ich fands ziemlich blöd, das ich allein fahren musste. Jedenfalls bis ich da war.
Vom ersten Moment an war allein reisen schön. Ich hatte ein älteres Ehepaar im Zug kennengelernt und mich mit ihnen unterhalten und stellte bei meiner Rückreise nach Hause fest, dass sie just am selben Tag im gleichen Zug wie ich wieder zurückfuhren und wir konnten uns erzählen wie die Reise war. Als der Zug nach Dresden kam, fuhren wir an der wunderschönen Kulisse der Stadt vorbei bei herrlichstem Sonnenschein- es war einfach nur wunderschön! Obwohl meine Pension etwas außerhalb lag, machte sich mein Herbergsvater die Mühe mich vom Bahnhof abzuholen. Jeden Morgen gab es ein leckeres Frühstück und ich lernte eine lustige Frauen- Rentnergruppe kennen, die sich vom Ruhrgebiet aus auf den Weg nach Sachsen gemacht hatte und in meiner Pension Pause machte. Wir sahen am Abend mit einigen anderen Gästen die Fußball Weltmeisterschaft und bangten mit unseren Jungs und freuten uns über jeden Sieg.
Ich war nie einsam. Ich lernte überall Leute kennen und hab festgestellt, dass mir das Spaß macht und auch leicht fällt. Das Wetter war sonnig und warm die ganze Zeit über und ich entschied mich eine Wochenkarte für die weiße Flotte zu kaufen und fuhr jeden Tag mit einem Schiff zu einem anderen Ziel. Ich beobachtete Leute, wenn ich im Café saß und amüsierte mich über spielende Kinder. Ich war etwas shoppen und fand für jeden zu Hause eine Kleinigkeit als Mitbringsel. Das hat Spaß gemacht. Der Buchladen war mein zweiter großer Freund. Ich konnte endlich mal nach Herzenslust nach schönen Büchern stöbern ohne auf die Zeit zu achten. Wenn ich Lust dazu hatte, setzte ich mich irgendwo hin und las in meinen Büchern oder trank einen Kaffee. Ich war im Erich-Kästner- Museum. Ich glaub, da hätte ich niemand anderen hinschleppen können. Für mich als Kästner Fan war es toll, da zu sein. Außerdem hatte ich mir Karten für die Zauberflöte in der Semperoper gekauft. Es war mega!!! Ich hatte im Vorfeld keinen Plan gefasst, was ich wann mach, sondern hab mich immer nach Lust und Laune entschieden. Ich wusste, ich schaffe sowieso nicht alles und dann kann ich es auch ruhig angehen lassen. Es war einer der schönsten Urlaube, die ich hatte und ich würde es jederzeit nochmal machen.
Was sind eure Erfahrungen? Seid ihr schon mal allein gefahren?
Hier ein paar Fotos aus Dresden...
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